Chronik

Ein Rückblick auf ein Jahrhundert Freiwillige Feuerwehr in Devese:

Jubiläen sind allgemein ein willkommener Anlass, Bilanz zu ziehen. Über das, was war und das, was ist. Über den Weg, den man gegangen ist. Dann weiß man, wo man steht. Und dann ist man für die Zukunft besser gerüstet.
Deshalb wollen wir auf das hundertjährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Devese zurückblicken. Diese Bilanz ist zugleich Dank und Würdigung aller, die ihren Teil dazu beigetragen haben, dass unsere Feuerwehr heute auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken kann.

Im September des Jahres 1901 erließ der Königliche Oberpräsident der Provinz Hannover eine Polizeiverordnung, nach der in jeder Gemeinde eine freiwillige Feuerwehr zu gründen sei. Andernfalls würde eine Pflichtfeuerwehr eingesetzt. In Devese rief der damalige Gemeindevorsteher Friedrich Baxmann gut drei Monate später zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Devese auf. Am 6. Januar des Jahres 1902 versammelten sich zu diesem Zweck 24 Männer im Gasthaus Suffrian und bestimmten Baxmann zu ihrem Hauptmann. Sein persönliches Engagement, geprägt von dem noch heute geltenden Motto Einer für Alle – Alle für Einen, ließendie Feuerwehr schnell zum Mittelpunkt der dörflichen Geselligkeit werden, vermeldet die Chronik.

Bereits am 1. April desselben Jahres verfügte die Wehr über eine Handdruckspritze und die nötigen Uniformen, und am 29. Juni musste sie ihre erste Feuerprobe bestehen:

Durch Blitzschlag war der Gründungsort der Feuerwehr, das Gasthaus Suffrian, in Flammen aufgegangen. Das Übergreifen des Feuers auf Neben- und Nachbargebäude konnte verhindert werden – ein Beweis dafür, dass der Zusammenhalt einer Gemeinschaft in Notlagen Schlimmeres verhüten hilft. Im folgenden Jahr wurden zwei Notbrunnen angelegt und das Spritzenhaus gebaut. Bis zum zweiten Weltkrieg wurde Devese von weiteren Bränden verschont. Dennoch mussten die Deveser verschiedene Male zur Unterstützung ihrer Kameraden in die Nachbarorte ausrücken. Dass es ihnen dabei gelang, mitunter als erste Wehr am Einsatzort einzutreffen, spricht eine deutliche Sprache.

Im Jahre 1936 wurde die Handdruckspritze durch eine TS, eine Tragkraftspritze, ersetzt. Das mag dazu beigetragen haben, dass die Deveser Feuerwehr im folgenden Jahr bei den Kreiswettkämpfen den ersten Platz belegen konnte.

Die Bombenangriffe des zweiten Weltkrieges hinterließen auch in Devese ihre Spuren: Der Stall des Kameraden Heinrich Nordmeier und die Scheune des Kameraden Friedrich Schrelle gingen in Flammen auf. Am 29. November 1944 machte eine Luftmine den Hof des Kameraden Heinrich Klemme dem Erdboden gleich, das Anwesen des Kameraden Harry Hengstmann wurde dabei schwer beschädigt. Aber auch nach Luftangriffen auf die Orte Arnum, Hemmingen und Ihme oder die Stadt Hannover war die Nachbarschaftshilfe der Deveser Feuerwehr gefragt.
Nach dem Krieg folgten Einsätze in Wettbergen und Hiddestorf, Garagenbrände in Devese und im Februar 1947 während der Hochwasserkatastrophe in Hannover.

Im März 1956 brannte die Scheune des Kameraden Friedrich Baxmann, wobei auch das Stallgebäude nicht verschont blieb. Dank enger Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr aus Hannover konnte aber ein Übergreifen der Flammen auf Wohnhaus und Nachbargebäude und damit wieder einmal Schlimmeres verhindert werden.

Der technische Fortschritt machte nach Überzeugung des Deveser Gemeinderats, Anfang der sechziger Jahre auch die Modernisierung der Ausrüstung der Feuerwehr notwendig. Zum 60-jährigen Bestehen der Wehr wurde deshalb ein Ford-¬≠Löschfahrzeug TSF (Tragkraftspritzenfahrzeug) angeschafft.

In den folgenden Jahren kam die Wehr des öfteren zum Einsatz, unter anderem beim Brand des Forsthauses im Ohlendorfer Holz. In Devese, Hemmingen-Westerfeld und Arnum waren nach starken Regenfällen immer wieder Keller leer zu pumpen. Im Jahre 1969 waren die Deveser beim Großbrand in der Döhrener Wollwäscherei, ein Jahr später bei einem Feuer in der Firma Reifen-Bindseil in Hemmingen-Westerfeld dabei. Auch von einem Waldbrand und einem Mähdrescherbrand weiß die Chronik zu berichten.

Nach Anschaffung des Ford-Löschfahrzeugs wurde immer deutlicher, dass das alte Spritzenhaus den Anforderungen der Zeit nicht mehr gerecht werden konnte. Deshalb wurde im Jahre 1969 ein modernes Feuerwehrgerätehaus mit zwei Einstellplätzen und einer Dienstwohnung gebaut. Normgerechte, geheizte Einstellplatze – damit konnte auch der Wunsch der Kameraden nach einem Löschgruppenfahrzeug LF 8 in Erfüllung gehen. Das konnte der Deveser Feuerwehr im Februar desselben Jahres übergeben werden.

Seit 1980 besitzt die Wehr eigene Schulungs- und Versammlungsräume im benachbarten alten Schulhaus. Möglich wurde das allein durch den Einsatz der Kameraden, die das Gebäude mit jeder Menge Eigenleistung um- und ausbauten.

Der nicht nur für die Deveser Feuerwehr spektakulärste Einsatz der achtziger Jahre ereignete sich im Frühjahr 1988 auf dem Gelände der Firma Sauer in Hemmingen-¬≠Westerfeld. Durch eine Verpuffung war ein Feuer entstanden, das sich durch Funkenflug schnell zu einem ausgewachsenen Großbrand entwickelte. Alle Hemminger Ortswehren und auch die Berufsfeuerwehr aus Hannover waren im Einsatz. Ein Kamerad aus Arnum wurde bei den Löscharbeiten durch eine explodierende Gasflasche schwer verletzt.

Im Juni 1996 wurde die Seniorenresidenz „Am Rosengarten“ durch ein Feuer schwer beschädigt. Der Sachschaden belief sich auf 3 Millionen Mark. Der gemeinsame Einsatz der Hemminger Ortswehren verhinderte eine Katastrophe. Sicherlich nicht zuletzt, weil ein halbes Jahr zuvor in einer Alarmübung am selben Ort ein ähnliches Szenario geprobt worden war.

Anlässlich ihres 90-jährigen Bestehens erhielt die Freiwillige Feuerwehr Devese ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 8 und 1997 konnte auch der Mannschaftstransportwagen MTW durch ein neues Fahrzeug ersetzt werden.

Das Aufgabengebiet der freiwilligen Feuerwehren hat sich in den letzten Jahren merklich verändert. Zwar brennt es auch in Devese heute nicht öfter als vor sechzig oder siebzig Jahren. Dennoch gibt es heute um ein Vielfaches mehr zu tun.

Den größten Teil der Einsätze machen inzwischen sogenannte Technische Hilfeleistungen aus. Das geht vom Abstreuen von Ölspuren über Tierrettung, die Bergung umgestürzter Bäume, Rettung hilfloser Personen bis hin zur Auseinandersetzung mit umweltgefährdenden Stoffen.

Auch bei der wachsenden Zahl von Verkehrsunfällen ist die Hilfe der freiwilligen Feuerwehren gefragt. Wie wichtig schnelle, kompetente Hilfe ist, wissen die Deveser Feuerwehrleute nicht erst, seit sie 1996, als eine Kameradin aus der eigenen Wehr schwer verletzt aus dem Wrack ihres Autos gerettet werden musste.

Bis zu seinem Tod im Jahre 1925 blieb Friedrich Baxmann „Hauptmann“ der Deveser Feuerwehr. Heinrich Tubbe übernahm die Führung und gab sie 1934 mit Erreichen der Altersgrenze an Heinrich Beike weiter. Zwei Jahre später schied auch er aus Altersgründen aus.

Zwischen 1936 und 1945 war Friedrich Brandes Brandmeister. Zu seinem Nachfolger wurde Ernst Reinicke gewählt, und der wiederum machte im Jahre 1952 Platz für Friedrich Kollrodt. Vier Jahre später wurde Friedrich Müller zum Brandmeister gewählt und blieb es fast 18 Jahre. Sein Sohn und Nachfolger Werner Müller übernahm die Wehr im Jahre 1974. Er hat die Deveser Feuerwehr, genauso wie zuvor sein Vater, während seiner Amtszeit entscheidend geprägt.

Im Jahre 1994 trat Werner Müller aus Altersgründen zurück. Mit der Wahl Jochen Stielaus zum neuen Brandmeister wurde ein behutsamer Generationswechsel auch im übrigen Kommando eingeleitet.

1906 gründete eine Reihe von Mitgliedern der Deveser Feuerwehr ein Musikkorps, das unter seinem Dirigenten Kraus, wie die Chronik berichtet, beachtlichen Leistungsstand erreichte. Die Instrumente waren von Gemeindemitgliedern gestiftet worden.

Der alljährliche Feuerwehrball im Februar war nun das gesellige Ereignis des Jahres. Er ist es, inzwischen gemeinsam mit dem Bürgerverein veranstaltet, bis heute geblieben. Auch das längst zur Tradition gewordene Osterfeuer und die Feier am 1. Mai locken praktisch alle Deveser und sogar Gäste aus den Nachbarorten auf die Wiese hinter dem alten Schulhaus.

Nachdem Herr Kraus sich im Jahre 1921 aus Altersgründen zurück gezogen hatte, übernahm Heinrich Heider die Leitung der Musikkapelle. Ihm lag besonders die Ausbildung des Nachwuchses am Herzen, denn die erste Generation gab bereits ihre Instrumente ab. Seiner Arbeit ist es zu verdanken dass die Deveser Musikkapelle bei allen Auftritten großen Beifall fand. Dreißig Jahre lang hatte er sie geleitet. Gerade dabei, der dritten Generation die Grundlagen der Musik zu vermitteln, starb er plötzlich im Jahre 1951. Ihm folgte Alfons Schmidt nach. Zwanzig Jahre lang sollte er den Musikzug leiten. Obermusikmeister Willy Bukowski übernahm von ihm den Taktstock und blieb bis 1978. Dank ihres guten Zusammenhalts überstand die Kapelle die folgende Zeit auch ohne fachmännische und künstlerische Leitung recht gut. Ab 1979 leitete Max Albrecht Riechers den Musikzug. Der Höhepunkt seiner Amtszeit war die Reise mit Bus und Schiff nach Lanark/Forth im schottischen Clydesdale District, wo die Teilnahme der Deveser an der Lanimer Day Parade für Furore sorgte. Im Jahre 1991 ging Max Albrecht Riechers in den wohlverdienten Ruhestand. Mit Mike Meyer als neuem Dirigenten wurde erneut ein Generationswechsel vollzogen.
Seit 1996 liegt die musikalische Leitung des Deveser Musikzuges in den Händen von Tobias Zielinski.
Schon dreimal hat der Musikzug aktiv am Rosenmontagsumzug in Köln teilgenommen. Bei allen Reisen stand jeweils am Vortag ein kleinerer Karnevalsumzug in oder in der Nähe von Köln auf dem Programm. Ein hartes Pensum. Doch keiner, der dabei war, wird diese Erfahrung missen wollen. Und jedes Mal wieder mitfahren.
1996 schließlich konnte der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Devese auf sein 90-jähriges Bestehen zurückblicken. Mit zwei Platzkonzerten im Ortskern und einem kleinen Zeltfest wurde auch dieses Jubiläum auf Deveser Art gefeiert -fröhlich, ausgelassen und ausgiebig. Nach wie vor sind Ausbildung und Förderung des Nachwuchses ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des Musikzuges. Mit der Blockflötengruppe „Die Holzmäuse“ unter der Leitung von Iris Fösten sollen nun auch die Jüngsten für die Musik begeistert werden.

Seit über zwanzig Jahren gibt es in Devese auch eine Jugendfeuerwehr. Spiel, Sport und Spaß, aber auch Übungsdienst und die Teilnahme an Wettkämpfen machen die einzige Freizeiteinrichtung vorort für die Jugendlichen in Devese aus. Die ersten Jugendwarte Heinz Hengstmann und Jochen Stielau haben dafür die Grundlage geschaffen. Fast ausnahmslos alle, die ihnen als Jugendwarte nachfolgten, haben in der Jugendwehr angefangen. Und im Laufe der Jahre ist auch ein großer Teil der Mitglieder der aktiven Wehr aus der Jugendabteilung hervorgegangen und bildet damit die Basis für den Nachwuchs; die Grundlage um auch in Zukunft den Brandschutz in Devese gewähleisten zu können.

Text: Kai Baumgarte